Filzhüte – vom Rohstoff zum Stumpen, Teil 1

Bevor eine Modistin einen handgeformten Hut herstellen kann, wendet sie sich an den Händler Ihres Vertrauens. Von ihm bekommt sie Halbfabrikate, Stumpen oder Capeline.

Der Stumpen ist zuckerhutförmig, während bei dem Capeline Hutkopf und Rand ausgearbeitet sind. Je nach Material unterscheidet man Wollfilz und Haarfilzhüte.

Wollfilzhut 

Gewaschene Rohwolle wird mit kurzen Wollhaaren vermischt, denn diese lassen sich besonders gut verfilzen. Die Wolle wird auf dem Reißwolf zu einer lockeren Schicht aufgelockert, dabei besetzen die feinen Härchen Walzen. Diese schleierartige Fläche wird in ca. 30 Lagen um eine Trommel gewickelt. Diese Schicht ist 8-10 cm dick.

Beim Konus Spinnen wird die Flor- Schicht von der Trommel abgezogen und bis dreißigmal um einen sich langsam drehenden Kegel (Konus) gewickelt. Nach dem wickeln wird der Wollfilz in der Mitte durchgeschnitten, so dass man 2 gleiche Teile in Stumpenform erhält. 

Zum Filzen zieht man die Stumpenform um einen kegelförmigen Trichter mit durchlöcherten Wänden. Durch diese strömt Dampf in das Wollfach, mit Vibration, Wärme und den Dampf werden die Wollhaare miteinander verfilzt. 

Fachkunde für Putzmacherinnen; Ferd.Dümmlers Fachbücherei, 1955

Haarfilzhut

Das Material ist Haar von Hasen und Kaninchen.

Haarfilzhüte werden nicht wie Wollfilzhüte gesponnen; sie werden geblasen.

Das vorbereitete Haar wird in eine Maschine hineingeblasen. Diese Maschine besteht aus einem geschlossenen Kasten, in dem mehrere, mit scharfen Häkchen besetzte Walzen Rundlaufen. Das Haar, das in die Maschine hineingeblasen wird, wird von einem Luftstrom erfasst und durch die Maschine gewirbelt. Durch 3 Siebe werden die Haare sortiert, und nur ganz feine Haare fallen durch das letzte Sieb. Von dort fallen sie in 2 cm dicke Schichten in Transportkästen, die sie zur Waage bringen um sie für jeden Stumpen in die gleiche Menge abgewogen werden.

Nach dem wiegen werden die Haare in eine zweite Maschine geblasen, wo sie sofort von einem Saugapparat angesaugt und sich als leichte Schicht um einen sich drehenden Trichter legen. Nun ergiesst sich ein Sprühregen mit heissem Wasser über den Trichter, die Haare verbinden sich hierdurch miteinander und kleben als feuchte Haut um den Trichter. Durch weiters bearbeiten, immer unter Einwirkung von Hitze und Feuchtigkeit, erlangt der Stumpen die gewünschte Größe und Haltbarkeit. Nun folgt das Färben, Schleifen, Bügeln, Bürsten Formen und Pressen. 

Die fertigen Haarfilz Stumpen kommen zur weiteren Bearbeitung zum Hut in die Hutfabriken oder in Ateliers der Modistinnen, sofern diese dann geordert werden.

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